Heute geht es wieder mal ans Abschiednehmen, wieder einmal verläßt man Menschen die man liebgewonnen hat und mit denen man unvergessliche Stunden verbracht hat. Weiter geht es den Pelješac retour, vorbei an Plätzen an denen wir unvergleichliche Stunden verbracht haben, an Menschen die dort wohnen und uns nun keine Fremden mehr sind, an Lokalen an denen wir unseren morgendlichen Bijela Kava getrunken haben und an Bäckereien an denen wir unser Gebäck dafür eingekauft haben.

 

Das Tal des Dingač

Zurück über die Hügel in das Hochtal des Pelješac. Es gilt noch einen wichtigen Stop zu machen. Das Hochtal des Dingač. Dort angekommen müssen wir uns kurz mal orientieren.
Wir lassen den kommerziellen Teil der Dingač Erzeugung, die kommerzielle Kelterei, links liegen und konzentrieren uns auf die kleineren Weingute. Wir wissen daß alle Touristen hier immer nur zur großen Fabrik gekarrt werden. This is not our way. Magisch zieht mich ein kleines Weingut an vor dem ein alter Mann sitzt, wie sich herausstellt der Besitzer des Weingutes und, welch Glücksgriff der Erzeuger des legendären Indija Dingač, eines der ältesten Weingute am Dingac Hochtal.
Er ist sichtlich überrascht daß Touristen nicht hinten bei der Fabrik haltgemacht haben.
Umso mehr freut es ihn dass wir bei ihm selbst anklopfen. Man sieht ihm die Last seiner Jahre an. Schlurfenden Schrittes begleitet er uns zu seinem Weinkeller. Die absolute Nummer 1 der Postup ist leider bereits aufgebraucht, aber die nur unwesentlicht anders schmeckende Nummer 2 ist in geringer Form noch vorhanden. Wir kosten, wow, was für ein Unterschied zu dem was man in Flaschen bekommt.

Dingac
Dieser Wein kann sich ohne weiteres neben Rothschild und Co blicken lassen. Seidig sein Abgang mit einem leicht erdigem Buquet, wird er doch immer noch in uralten Eichenfässern gelagert. Fruchtiger Geschmack, aber ohne wirklich süß zu sein. Sogar Gitti ist begeistert. Dunkel wie eine Cola aber mit einem rubinroten Schimmer spiegelt er sich im Sonnenlicht.
Als Zugabe kreiert er uns noch seinen hauseigene Prošek. Ich kenne Prosek bereits aus der Gegend von Zadar und fand den dort schon lecker, aber dies hier muß die Königin des Prošek sein, Mutter Erde was für wunderbare Früchte lässt du gedeien. Ihr Menschen aus dem Peljesac, Kompliment an eure Keltereikünste die euch zu Meisterschaft gereichen. Natürlich kaufen wir. Der Preis ist adäquot zur Qualität günstig, denn daß dies kein 2 Euro Wein ist war uns von vornherein klar.
Dingac Dingac
Überglücklich ob unserer Eroberung fahren wir weiter nach Ston. Noch einmal wollen wir das Bakus besuchen und die leckere Austernsuppe genießen.
Wieder wird uns als Gratisvorspeise ein Fischaufstrich auf Austernschalen mit getostetem Brot kredenzt. Als eigentliche Vorspeise genießen wir die Austernsuppe die uns noch besser mundet als beim ersten mal. Wahrscheinlich weil wir sie heute bewußter genießen.
Als Hauptspeise wählen wir dieses Mal verschiedene gegrillte Fleischsorten mit Erdäpfeln und Salat. Für mich ist dies ein Test da man hier überall ausgezeichnet Fisch essen kann, ob dieses Lokal wirklich die ganze Palette der Kochkunst beherrscht.
Nach einer angemessenen Wartezeit, aha man kocht hier frisch, wird uns wieder eine Portion serviert deren Qualität und Masse den Rahmen sprengt. Unser Fazit, das Bakus ist einfach spitze. Einziger Wehrmutstropfen, wir trinken nur noch Mineralwasser und keinen Peljesac Wein mehr dazu, aber das ist sicher nicht die Schuld des Bakus sondern liegt daran daß wir noch 1000 km des Weges vor uns haben.
Sollten Leser die Frage stellen warum ich das Bakus leer und ohne unser Essen fotografiert habe, nun denn, ich möchte nicht Schuld an zusätzlichen Pfunden meiner Leser sein und ich weiß nicht nur wie es aussieht sondern auch wie es schmeckt. Da ich sowieso ständig ein paar Kilos zu viel auf den Rippen und anderen unvorteilhaften Stellen habe lassen wir das lieber.
Allein schon das Zurechtschneiden der Fotos macht Hunger und nun möchte ich dieses Thema nicht mehr anschneiden.
Bakus
Neum
Weiter geht es zum bosnischen Korridor, Gitti und Hans freuen sich auf ihren Cappuccino mit Vanillegeschmack, eine hiesige Spezialität. Das Lokal in dem wir sitzen gleicht eher einer Spelunke aber der Cappuccino ist in Ordnung. Von der Kellnerin werde ich gleich angeschnauzt ich solle in Englisch und nicht in Kroatisch bestellen, die Spannungen sind auch hier sichtbar da kroatisch und bosnisch nahezu ident sind.
Kaum benutze ich die englische Sprache habe ich die Freundlichkeit in Person vor mir.
Ich weiß, das klingt schizophren, aber, Hans ist mein Zeuge, genau so war es. Ich kann da nur sagen: Liebes Fräulein aus Neum, deren Name ich nicht nennen werde, drei Vanille Cappuccinos zu bestellen und dabei zu versuchen die noch zu erlernende Landessprache zu benutzen, auch wenn man sie im benachbarten Kroatien erlernt hat, ist keine Unverschämtheit, zumal man die Kellnerin ist und ein hübscher Hintern nicht über Unverfrorenheit hinweg täuscht.
Nichts desto trotz auch auf Englisch bestellt schmeckte der Vanille Cappuccino und wir bekamen wofür wir bezahlt haben.
Polizei haben wir in Neum nie gesehen, nur die Grenzen werden scharf bewacht. Kroatien will offensichtlich mit dem Tun in dieser bosnischen Stadt nichts zu tun haben.
Unser Weg führt uns wieder vorbei an der äußerst fruchtbaren Niederung südlich von Ploče, diese werde ich sicher noch ein andermal genauer ins Auge fassen. In das gebirgige Hinterland Richtung Split, vorbei an Warnschilder über freilebende Bären und Wölfe, was für ein herrliches Land. Ich fühle mich zurückversetzt in Zeiten als Karl May "In den Schluchten des Balkan" geschrieben hat. Nur habe ich keinen Rih, Kara Ben Nemsis unvergleichlichen Rappen sondern nur einen Citroen.
Die rote Zora lässt grüssen

Wir eilen Senj entgegen, der letzten Station wo wir halt machen wollen. Ich denke an die "rote Zora"und ihre Jugendbande und an die Palacinka sladoled "Eispalatschinke" die ich bald genießen werde, außerdem habe ich bereits gelbe Augen und benötige dringend eine Toilette.
In Senj angekommen neigt sich der Tag bereits dem Ende aber das Leben dieser Stadt sprudelt und die alte Piratenburg blickt majestätisch auf uns hernieder. Ich bekomme endlich meine Toilette und meine Palacinka sladoled mit einem ausgezeichnetem Bijela Kava.
Eine Stunde später sind wir leider wieder unterwegs Richtung Norden.

Rote Zora
Was soll ich noch berichten, in Rijeka lässt uns wieder mal unser veraltetes Navi im Stich, zu viel hat sich geändert. Aber mit Verkehrsschildern lesen und dem Wissen über die Geographie finden wir den richtigen Weg und verlassen für diesmal endgültig Kroatien. Hans hat sich als ausgezeichneter Kilometerfresser bewiesen und ist mir ein ebenbürtiger Partner. Gitti ist alles andere als glücklich wieder nach Hause zu kommen, unser Hund Alysha ist regelrecht frustriert.
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